Bezahlbares Wohnen
Erfurt wächst seit Jahren. Ein Zeichen für die Beliebtheit der Stadt! Migrationsbedingt verfügt Erfurt so gut wie über keinen Leerstand im Wohnraumsegment! Der angespannte Wohnungsmarkt hat in den letzten Jahren zu zahlreichen Neubausiedlungen unmittelbar in, an und im Umfeld der Altstadt geführt. Die Vergabe erfolgte an Bauträger, die eine schnelle Rendite für ihre Investition verfolgen. Die Konsequenz: Hohe Mietpreise! Wenig Beachtung bei der unmittelbaren Umfeldgestaltung. Sozialer Wohnungsbau? Fehlanzeige! Damit ist die gewünschte Durchmischung in diesen Satelligenquartieren nicht realisiert.
Wo bleiben bezahlbare Wohnungsangebote für Alleinstehende Senioren, Studenten, junge Familien....?
Neubaukomplex an der Cusanusstrasse
Neubaukomplex an der Nexöstrasse
Wie steht es um die Beteiligung der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften, die dem gesellschaftlichen Wohl verpflichtet sind und neben der Wirtschaftsrendite auch die Sozialrendite berücksichtigen wie z.B. durch die WBG Einheit und die KOWO?
Was ist zu tun?
In Genossenschaften wird der Gemeinschaftsgedanke gelebt, bezahlbarer Wohnraum steht nicht nur aber auch auf der Agenda. Hier das Beispiel der WBG Einheit, die das Quartier nicht nur als Wohnungstandort sondern auch als geselligen Lebensmittelpunkt sieht und entsprechende Anstrengungen unternommen hat:
Der Heimatstern als Treffpunkt für die Bewohner
Räumlichkeiten im Heimatstern
Vor-Ort-Bibliothek in einem Quartier
Familienfest im Hirzigenpark
- Gesellschaftliches Zentrum ist die Begegnungsstätte Heimatstern, die gerade für ältere Bewohner ein wichtiger Ankerpunkt gegen Einsamkeit ist.
- Dort werden regelmäßige Angebote gemacht: Seniorensport, Qi Gong für Senioren, Kindertanz, Chorproben, Fitnessdance für Erwachsene, Basteln für Kinder....
- In den Quartieren sind die Vor-Ort-Bibliotheken sehr beliebt.
- Die Quartiersfeste freuen sich sehr reger Teilnahmen durch die Bewohner: Familienfeste, MoMelleMa, Sommerfeste im Hirzigenpark...
- Eine sehr wertschätzende Initiative ist der Lotsendienst, der im Fall von Sorgen oder Problemen seine Unterstützung anbietet. Die Lotsen besuchen in regelmäßigen Abständen ältere, alleinstehende Mieter.
Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft
- Eine zentrale Maßnahme wäre die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), mit dem Ziel, durch sie vorrangig einen sozialverträglichen Wohnungsneubau voranzutreiben: Wohnungen für Alleinstehende, Studierende, junge Familien, Paare, Senioren, in denen auch das Umfeld hinsichtlich des Bedarfs ebenfalls berücksichtigt wird (kurzfristige Versorgung, Kindergarten, Pflegeeinrichtungen, Ruhezonen, Begegnungsstätten)
- Stärkere Beteiligung der städtischen Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften am Neubaugeschehen: z.B. von WBG Einheit und KOWO ist beim Fokus des sozialverträglichen Wohnungsneubaus eine unbedingte Voraussetzung.
- Die erforderliche kommunale Infrastruktur ist in jedem Fall mitzudenken: Kitas, Schulen, Kultureinrichtungen, Sportstätten, Parks etc.
- Die SEG ist verpflichtet, die Entwicklung der Wohnungsmarktlage, Nachfrage und Angebot, auszubalancieren orientiert an differenzierten Bedarfen.
- Die Leitung einer SEG sollte durch unternehmerisch denkendes Fachpersonal erfolgen mit Fachwissen aus der Wohnungsbaubranche
Organigramm einer potentiellen Stadtentwicklungsgesellschaft, Darstellung Eich-Born
- Der Leitung stehen üblicherweise Fachbeiräte aus der Praxis zur Seite (Zum Thema Wohnen: städtische Wohnungsbaugesellschaften, Großvermieter, Immobilienexperten, Stadtwerke). Allein Rendite orientierte Bauträger sollten diesem Gremium nicht angehören. Auch die Wirtschaft ist mit einem entsprechenden Fachbereit zu berücksichtigen.Wirtschaft und Wohnen stehen in engem Zusammenhang miteinander, insbesondere, wenn neue Unternehmensansiedlungen anstehen.
- Bearbeitungszeiten für Bauanträge stehen in Erfurt stark in der Kritik. Eine SEG kann je Bauantragssteller einen zentralen Ansprechpartner zuweisen, der im Hintergrund die zu beteiligenden Amtsbereiche koordiniert. Das schützt den Investor vor einem Spießrutenlauf durch den Verwaltungsapparat und sichert eine effiziente Bearbeitung der Genehmigungsverfahren.
- Gesetzliche Vorgaben sind im Rahmen des Möglichen am Bürgerwohl auszurichten: bezahlbar, wohnlich, bedarfsgerecht mit einer differenzierten Palette von Wohnungsgrößen, die den jeweiligen Bedarfsgruppen Angebote unterbreitet.
- Die SEG wäre dann verantwortlich für ein Grundstücksflächenmanagement innerhalb der Stadt: Vorkauf von Flächen, Vergabe nicht auf der Basis eines zu erzielenden Höchstpreises.
- In diesem Zusammenhang sollte die SEG ihren Blick auf die Erfurter Randgemeinden lenken. Die Vorteile: Bodenpreise sind per se dort niedriger als in der Innenstadt, der Zuwachs an Bevölkerung würde den ÖPNV für diese Ortschaften rentabler machen und zugleich die Mobilität der Alteinwohner verbessern.
- Die Realisation von Bauprojekten vom Grundstückserwerb bis zur Fertigstellung nimmt einen viel zu langen Zeitraum in Anspruch. Die hohe Nachfrage erfordert zügiges Handeln: das setzt Bauen ohne die Vorschaltung von Architekturwettbewerben ebenso voraus wie serielles Bauen.