Stadtratswahl Erfurt 2024

Masterplan: Altstadt und Ortsteilzentren

Zweifelsohne verfügt Erfurt über eine der attraktivsten Altstädte. Sie repräsentiert mit ihrer abwechslungsreichen Architektur unterschiedlichste Bauzeitalter. Das macht den besonderen Charme dieser Altstadt aus. Nicht umsonst haben die Touristenströme unserer professionell aufgestellten Stadtführerschaft sehr stark zugenommen.

 Einblick in die Marktstraße

Haus zum Sonneborn

Das Gildehaus


Jede Stadt lebt darüber hinaus von der Aufenthaltsqualität in den Zentren von Innenstadt und jeweiligen Ortsteilzentren. Dort entscheidet die Ausgestaltung der öffentlichen Räume (Begrünung, Ruhezonen, Begegnungsräume, Anzahl und Vielfalt von Gastgewerbe, Möglichkeit entsprechender Außenbewirtschaftung und der Branchenmix des Einzelhandels) über Besucherfrequenzen.


Anger Leerstand


Besorgniserregend sind jedoch in jüngerer Zeit ZUNEHMENDE,LANGANHALTENDE LEERSTÄNDE BEI GESCHÄFTEN UND BEIM GASTGEWERBE. Sie unterbrechen die für den Geschäftserfolg notwendigen durchgängigen Lauflagen. Alleine am Anger sind Anfang Mai 2024 insgesamt neun auf dem kurzen Stück von der Kreuzung Bahnhofstrasse bis zum Angerbrunnen sichtbar.  Am oberen Ende sind wichtige geschäftliche Anziehungspunkte komplett weggefallen bzw. haben sich weiter zum südlichen Schwerpunkt verlagert: Douglas, Zum Norde, Gerry Weber, Art Optik und Schuhe Leiser. DER KOMMENTAR EINES ALTEINGESESSENEN HÄNDLERS "WIR SIND ABGEHÄNGT!". In den Ortsteilzentren ist die Lage nicht besser: z.B. in  Ilversgehofen (Magdeburger Allee) beklagen die Händler ähnliche Leerstandszahlen.

Was ist zu tun? Wir brauchen einen Masterplan, in dessen Erstellung alle Anlieger einzubinden sind!

Pessimismus hilft nicht weiter! KREATIVITÄT IST GEFRAGT! Üblicherweise beginnt die Erstellung eines Masterplans mit einer Bestandsaufnahme, die weit über eine Kartierung der Lage hinaus geht. Oftmals differenziert nach Sparten (Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen, Hausbesitzer, Anwohner...) werden die verschiedenen Blickwinkel der Betroffenen auf die Problemlagen erfasst. Dabei ergeben sich oftmals schon kreative Ideen, wie Lösungen erzielt werden können. Auf den ersten Blick ergeben sich für mich folgende Punkte:

Ein Blick in östeuropäische Städte gibt hilfreiche Hinweise, wie der öffentliche Raum rund um die Gewerbetreibenden mehr gesellschaftliche Anziehungskraft entwickeln kann. Geschäfte und Gaststätten müssen unmittelbar vor ihrer Eingangstür die Möglichkeit erhalten, nach ihren Vorstellungen (Pflanzenkübel, Luftballons, Butlerpuppe mit Speisekarte) auf sich aufmerksam zu machen. Offensichtlich ist das in Erfurt mit den Behörden schwer umzusetzen. In anderen Städten ist sehr viel mehr Außengastronomie auf breiteren Straßenanlagen gestattet, wo neben dem Straßenbahnverkehr kein PKW-Verkehr zugelassen ist. Die Außenlokalitäten sind mit einheitlichen, aus Holz dekorativ gestalteten, hüfthohen Zäunen umgeben, die mit bunten Blumenkästen ausgestattet sind. Ein attraktives Straßenbild!

Außengastronomie an der Gera gibt es zwar. Sie wird auch von der Bevölkerung sehr gut angenommen, wie die Besucherzahlen auf der Fläche vor dem Augustiner und in der Überseezone zeigen.  Allerdings sind die Möglichkeiten am Wasser noch längst nicht ausgereizt.

Augustiner Restaurant an der Gera

Die Überseezone der Gastronomie

Wie lassen sich einzelne Generationen stärker in die Altstadt und die OTZ locken?

Co-Working-Spaces


- Für Studenten sind die Möglichkeiten modernen Arbeitens und natürlich das studentische Kneipenleben von Interesse. Co-Working-Spaces kommt in diesem Zusammenhang eine immer größere Rolle zu. In einer Gesellschaft, deren Zukunft zunehmend von Digitalisierung bestimmt wird, wäre es nur zu sinnvoll, diese Einrichtungen nicht in Hinterhöfen zu platzieren, sondern bestenfalls mit klarer Sichtbarkeit für die Fußgängerströme.


- Auch die ältere Generation mag Vergnügen an diesen Co-Working-Spaces gewinnen, wenn ihnen Kurse zum leichteren Umgang mit der ditigalen Welt angeboten werden.

Ein Co-Working Space in der Domstraße


Seniorenzentren in der Altstadt und unseren OTZ

- Senioren wünschen sich für ihre Ehrenamtsaktivitäten Möglichkeiten, gesellige Runden, Lokalitäten für Vorträge und anschließende Diskussionen, für Kreativtätigkeiten. Ich weiß von vielen Seniorenvereinigungen, dass es in Erfurt ein Problem ist, passende Räumlichkeiten zu finden. Der Standort Innenstadt ist für diese Generation günstig, denn die meisten Ortsteile sind gut an den ÖPNV angebunden und der Zugang zu den Lokalitäten in der Fußgängerzone ist im Wesentlichen barrierefrei.

Pop-up-Stores

- In Pop-up-Stores erhalten oftmals junge Unternehmer mit einer neuen Geschäftsidee die Chance, einen leerstehenden Geschäftsraum vorübergehend zu einem günstigeren Mietpreis zu nutzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: ein sehr geringes Geschäftsrisiko, da keine lange Bindung an einen Mietvertrag besteht. Die Gelegneheit das Produkt auf seine Vermarktungsfähigkeit zu testen. Die gute Lage, oftmals 1 A oder 1 B verfügt in der Regel über gute Fußgängerfrequenzen und erhöht die Chancen auf eine hohe Kundenzahl im Geschäftslokal. Aus dem getätigten Umsatz lassen sich Rückschlüsse auf den potentiell möglichen Umsatz unter normalen räumlichen Bedingungen ableiten. Das entspricht in der ohnehin schwierigen Startphase einem niedrigen finanziellen Risiko, ermöglicht den Test, ob das Produkt beim Kunden ankommt.


Pop-up-Store in der Marktstraße:

Hier wurden in kurzen zeitlichen Abständen die unterschiedlichsten Produkte angeboten wie etwa ....


Kreativwirtschaft soll Raum gewinnen





Angebote der Kreativwirtschaft setzen sich zunehmend in unseren Innenstädten durch. Sie bieten Basteln für Kinder; Keramik und Malerei für Erwachsene etc. Oftmals gestalten Sie Kindergeburtstage, erwachsene Freunde schenken Freunden Gutscheine für Zeit und Muße in einer Kreativwerkstatt....

Was wird noch bemängelt in unserer Altstadt und den Ortsteilzentren?

Aus zahlreichen Befragungen von Passanten weiß ich, dass viele Erfurter sich noch weitere Investitionen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Altstadt und den Ortsteilzentren wünschen:


Mehr öffentliche Toiletten

Mehr Trinkbrunnen ob in historischer oder moderner Variante








Mehr Ruhezonen im Außenbereich: hier mit identitätsstiftenden Banken

Klimaresiliente Stadt: Auch das müssen wir in Angriff nehmen!

Der Klimawandel setzt u.a. auch unseren Städten mit Überhitzung zu. Zu Lösungsansätzen hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Projekt des Deutschen Instituts für Urbanistik im Zusammenwirken mit dem Deutschen Städte und Gemeindebund gefördert. Eine zentrale Rolle spielen dabei...

Stadtgrün z.B. mit

- schattenspendende Baumgruppen auf Plätzen, 

- von Gewächsen umrankte Bushaltestellen, 

- Innenhöfe ausgebaut als Klimaoasen 

und ein Blick auf unsere Stadtgewässer z.B. 

- Wasserspielplätze, 

- Wiederbelebung der im Mittelalter stadtbildbestimmenden Klingen: kleine Wasserfurten in Straßen, 

- Wasservernebelungstechnik.

Hier gilt es, die möglichen Potentiale in unseren Zentren systematisch zu analysieren und umzusetzen. All das muss zwangsläufig in eine zukunftsorientierte Planung eingebunden werden.